Freiraumvision im Seestädter

Das Seestädter ist ein dynamisches Biotop,

Der gebaute und unbebaute Raum (Hardware), soziale Faktoren wie Gemeinschaft, funktionale Bedürfnisse und organisatorische Vereinbarungen des Zusammenlebens (Soft- und Orgware)

sowie externe Einflüsse wie räumliche Umgebung, Witterung, Klima und Zeit bilden ein komplexes System mit teils sichtbaren, teils unsichtbaren Wechselwirkungen.

Das Seestädter versteht sich als Biotop, in dem diese Wechselwirkungen als zentrales Leitmotiv für die Gestaltung und für die dynamische Weiterentwicklung erkannt und genutzt werden.

…das von sichtbaren und unsichtbaren Kreisläufen geprägt wird, …

Wie wollen wir in Zukunft leben?

Ressourcenschonung, lange Lebenszyklen, soziales und ökologisches Miteinander sind nur einige Eckpunkte für nachhaltiges, urbanes und nicht zuletzt qualitätsvolles Leben.

Das Etablieren und Sichtbarmachen von Kreisläufen spielt eine zentrale Rolle: Einsatz und Wiederverwendung langlebiger Baustoffe, maximale Nutzung von Niederschlagswasser, Optimierung des Wärme- und Kühlbedarfs durch Erdwärme und dreidimensionale Bepflanzung sind Ansätze, die integrativ und transdisziplinär geplant werden.

Auch die sozialen Bedürfnisse verändern sich mit der Zeit und werden als dynamische Parameter in der Designstrategie berücksichtigt.

…das hohe Lebensqualität bietet und sich stetig weiterentwickelt.

Der co-kreative Prozess beginnt im eigenen Büro und ist ohne definiertes Ende angelegt. Ein breiter, transdisziplinärer Austausch an Fachexpertise, Wünschen und Visionen bildet die Basis für eine solide, werthaltige und nutzungsoffene Planung.

Eine starke (bau-)künstlerische Gestaltung initiiert den langfristigen Entwicklungsprozess und bildet die räumliche Grundlage, die in weiterer Folge verfeinert, angepasst und verändert werden kann.

Unterschiedliche Zyklen spielen in der Gestaltung eine wesentliche Rolle: ökologische Kreisläufe sind träge Systeme, die sich erst im Laufe der Zeit einspielen und stabilisieren, während bauliche Erweiterungen, Rückbauten oder Ergänzungen kurzfristig implementiert werden können.

Die Designstrategie sieht im Freiraum ein Gestaltungsgerüst aus fixen, langfristig angelegten Elementen (KONSTANTEN) und veränderlichen, im Laufe der Zeit entwickelbaren Elementen (LIBEROS) vor. Dadurch ist auch im Betrieb eine Weiterentwicklung aufgrund von Bedarfsveränderungen, Umwelteinflüssen etc. möglich.

365-Tage-Hof

Der 365-Tage-Hof dient als gemeinsames freies Zentrum des Seestädters. Ein Raum mit starkem Charakter, robust und atmosphärisch zugleich, mit viel Platz und offenen Nutzungsmöglichkeiten.

Ein befestigter Rahmen bindet die Erdgeschossflächen an und löst über Mid-Door-Elemente die Fassade teilweise auf – die Verschränkung von Innen und Außen öffnet Raum und Möglichkeiten.

Das Zentrum ist gleichermaßen von Urbanität und Natur geprägt, mit schattenspendenden Bäumen und naturnahen Pflanzungen, teilbefestigten Flächen und Wasserelementen.

Über Treppen, offene Laubengänge und Terrassen entwickelt sich der gemeinschaftliche Freiraum des Seestädters über die Gebäude hinauf bis zur Deckrunde und schafft einen dreidimensional begehbaren Raum, ähnlich einem Amphitheater.

Deckrunde im
3. Obergeschoss

Die Deckrunde bildet ein umlaufendes Netz aus Dachgärten im 3. Obergeschoß, das sowohl aus den anliegenden Gebäuden erreicht werden kann als auch über Freitreppen und Laubengänge mit dem
365-Tage-Hof verbunden ist.

Die einzelnen Dachgärten haben unterschiedlichen Charakter, unterschiedliche Nutzungsschwerpunkte und sind durch einen hofzugewandten Erschließungsweg miteinander verbunden.

Nach außen bilden sich geschütztere, ruhigere Raumnischen aus, sodass der Grad der Öffentlichkeit von unten nach oben und von innen nach außen graduell abnimmt.

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Biotop Seestädter

Synergie aus Hard-, Soft- und Orgware

Das Seestädter schafft die Rahmenbedingungen, um das soziale, ökonomische, nachhaltige und co-kreative Zusammenspiel von Wohnen und Arbeiten zu ermöglichen.

Hardware

Die Hardware im Seestädter umfasst alle städtebaulichen und architektonischen Elemente. Sie wird von den 11 Häusern, dem 365-Tage Hof und der Deckrunde physisch repräsentiert, aber auch die Integration in den umliegenden Raum ist teil der “Hardware”.

Orgware

Die Orgware leistet die “Übersetzungsfunktion” zwischen den formalen Regelungen der Software und dem realen Zusammenleben im Seestädter. Sie umfasst die Intendanz und Kuratierung der Nachbarschaft sowie organisatorische Aspekte der Co-kreativen Nutzung (z.B. Co-Working, Pop-Up-Elemente, Verein, Bewohner:innen-gruppen, etc.) in der Praxis. Ein Stützpunkt der Orgware könnte das Stadtteilhaus sein, aus dem heraus engagierte Bewohner:innen bzw. Gewerbetreibende diese Kuratierungs- und Organisationsrolle übernehmen könnten (z.B. in Form einer “Stadtteilhausgruppe”).

Software

Mit Software sind im Biotop Seestädter Rechts- und Nutzungsformen gemeint, die im Hintergrund erforderlich sind, um die Flexibilität und die individuelle Nutzung der Häuser sowie des Freiraumes realisieren zu können. Sie umfasst rechtliche und programmatische Aspekte, zum Beispiel zu Miete, Eigentum und Pacht, temporären Nutzungen und Sharing. Darüber hinaus fallen Regelungen zur Benutzung der “Liberoflächen” im 365-Tage-Hof oder der Gemeinschaftsräume, die entlang der Deckrunde situiert sind, in den Teilbereich der Software.

Kreisläufe im Seestädter

organischer Kreislauf

Auch beim “Urban Farming” spielen Kreislaufwirtschaft und Abfallwirtschaft eine große Rolle. Bei der Bewirtschaftung der Rooftopplots wird auf Fruchtwechselwirtschaft gesetzt, Lebensmittelreste und Grünschnitt werden zu Wurmkompost verarbeitet und im Stadtstall werden hauseigene Hühner gehalten. All diese Prozesse wirken zusammen und ergeben einen Kreislauf, als Teil dessen auch Produkte wie der “Seestädter Humus” oder lokal produzierte Eier entstehen könnten. Auch organische Abfälle aus dem Seestädter (Lebensmittelreste, Grünschnitt etc.) sind Teil des Prozesses. Um den organischen Kreislauf am Laufen zu halten, braucht es eine kontinuierliche Betreuung der Bewirtschaftung (insb. der Rooftopplots und des Hühnerstalls). Die entsprechende Organisationsstuktur (Orgware) könnte beispielsweise vom Stadtteilhaus ausgehen.

Animal Aided Design

Das Animal Aided Design im Seestädter bringt Natur und Wohnraum in Einklang, indem es gezielt Lebensräume für Singvögel, Fledermäuse und Insekten in den urbanen Raum integriert. Nistkästen, Fledermausquartiere und Insektenhotels sorgen nicht nur für eine grünere Umgebung, sondern fördern auch die Biodiversität. Diese Maßnahmen machen das Biotop Seestädter noch lebendiger und tragen aktiv zum Naturschutz bei.

Re-Use-Kreislauf

Im Seestädter wird ein nachhaltiges und innovatives Re-Use System etabliert. Es soll das Upcycling und Recycling einfacher machen und so Ressourcen schonen. Im Re-Use-Haus wird der Abfall getrennt und gesammelt, ein zusätzlich angesiedeltes spezialisiertes Unternehmen sorgt dafür, dass Abfälle für das Upcycling aufbereitet und weiterverarbeitet werden können.

Wasserkreislauf

Die üppige Vegetation im und um das Seestädter erfordert eine erhebliche Menge an Wasser. Um diesen Bedarf auf nachhaltige Weise zu decken, setzt die Anlage auf ein innovatives Kreislaufsystem. Dieses System nutzt eine Kaskadenbewässerung, um den Hof effizient mit Regenwasser zu versorgen. Dadurch wird nicht nur der Wasserbedarf gedeckt, sondern auch die gesamte Anlage im Sommer gekühlt.

Zusätzlich wird die restliche Anlage mit Brunnenwasser bewässert, was eine kontinuierliche und umweltfreundliche Wasserversorgung sicherstellt.

Liberoflächen

Die Liberos im Seestädter sind baulich abgehobene Flächen im Freiraum des Seestädters, welche dazu dienen den Bewohner:innen Raum für Individuelle Nutzung und Partizipation in der Freiraumgestaltung bieten.

Phase 1

Der Partizipationsprozess wird durch die BewohnerInnen gestartet und durch die Stadtteilgruppe moderiert. Bewohner:innengruppen gestalten und betreuen die Liberos.

Phase 3

Wenn eine Gruppe die Betreuung eines Liberos abgibt, wird über die Stadtteilgruppe ein neuer Partizipationslauf gestartet. Finden sich keine NutzerInnen oder wird im Prozess keine mehrheitliche Lösung zur künftigen Programmierung des Liberos gefunden, wird dieser in seinen Initialzustand zurückversetzt.

Grundzustand

Liberos sind baulich markierte Partizipationsflächen. Zu Beginn werden alle Liberos mit einer Initialbepflanzung ausgestattet.

Phase 2

Die Liberos können an neue Nutzungsanforderungen angepasst werden und entwickeln sich dynamisch mit dem Seestädter mit.